Tai Chi Wegweiser

Weiche fließende Bewegungen

"Bewege dich wie ein großer breiter Fluß" und "Wie Seide vom Kokon ziehen" sind Bilder die uns alte Tai Chi Texte mit auf den Weg geben. Zieht man am Seidenfaden zu fest, reisst er. Zieht man nicht stark genug, verklebt er und lässt sich nicht weiter herausziehen.
Was genau ist damit gemeint?
Was haben diese Aussagen mit meiner Tai Chi und Qi Gong Praxis zu tun?

 

 

Tai Chi und Qi Gong Bewegungen werden langsam, weich und fließend, ohne Unterbrechung ausgeführt.

Langsam deshalb, damit mein Geist Zeit hat sich die Bewegungen bewußt zu machen. Je höher der Grad der Bewußtheit während der Übung ist, desto mehr wird es Tai Chi oder Qi Gong. Ohne Bewußtheit ist es nur eine schöne Gymnastik. Die auch gut tut, aber bei weitem noch nicht das ganze Potenzial des Tai Chi entfaltet.

Weich deshalb, weil nur die geringst mögliche Muskelkraft verwendet werden soll. Wir sind alle so programmiert, dass wenn wir etwas erreichen wollen, dass wir meinen uns anstrengen zu müssen. Und je anstrengender wir eine Tätigkeit empfinden, desto mehr haben wir das Gefühl, wirklich was geschafft zu haben. Von diesem Glauben dürfen wir uns verabschieden. Beim Tai Chi und Qi Gong sprechen wir vom "Mühelosem Bemühen". Wir tun etwas, aber wir überanstrengen uns nicht dabei. Wir tun es locker, weich und leicht und erreichen damit sogar mehr.
Eine mögliche Interpretation des Bildes vom Seidenfaden aus dem Kokon ziehen ist, ziehe ich zu fest, reist er, d.h. bin ich zu hart, geht das Chi-Gefühl verloren. Das Verkleben ist ein Bild für zu wenig tun. Tue ich zu wenig, z.B. zu wenig Bewußtheit während des Übens, ist es noch kein Tai Chi.

Fließend deshalb, weil es im Energiefluß keine Stockungen geben darf. Der innere ununterbrochene Chi-Fluß kann sich im Außen durch eine kontinuierliche Bewegung zeigen. 70% bis 90% all dessen was beim Tai Chi und Qi Gong geschieht, ist unsichtbar. Der innere Energiefluß fließt mit der kontinuierlichen Achtsamkeit des Geistes.

Es ist einfach wunderbar sich so leicht, frei, anmutig und ästhetisch zu bewegen.

Je tiefer wir einsteigen ins Tai Chi (Qi Gong) umso bewußter nehmen wir unseren eigenen Körper wahr. Die Rückmeldungen die uns unser Körper gibt, werden immer mehr geprägt von Lebendigkeit und Freude, sogar die Lust sich zu bewegen um noch mehr von diesen lebendigen Körpergefühl wahrzunehmen steigt. Dieser Gefühlsreichtum entwickelt sich nach und nach. Man spricht auch vom kultivieren des Chi.

 

Ein Weg entsteht, in dem man ihn geht. 

 

Wie genau fühlt sich das Qi (Chi) an?
Es ist sehr schwer mit Worten zu vermitteln, was hier geschieht. Jeder Mensch empfindet anders und drückt es, wenn er es in Worte fassen soll auch anders aus. Aber Menschen, die beide die gleichen inneren Erfahrungen gemacht haben, finden eine gemeinsame Sprache sich auszutauschen.

Aus diesem Grund ist die eigene Erfahrung unverzichtbar.

Im Unterricht leite ich euch nach meinen besten Möglichkeiten an, den Weg ebenfalls gehen zu können. Ich gebe Tipps in Bezug auf Übungen und Achtsamkeit. Dazu sind auch die Seminare und Workshops an Wochenenden sehr fruchtbar.

 

Selbst ein Weg von tausend Meilen
beginnt mit dem ersten Schritt

 

Wie fange ich an?
Der beste Schritt ist, den ersten Schritt zu tun. Das habt ihr ja bereits gemacht. Ihr seid ja schon Tai Chi und Qi Gong Spieler.
Der zweite Schritt ist, auf dem Weg zu bleiben und das "Geheimnis" anzuwenden.
Das Geheimnis des Tai Chi ist: Es zu tun.

 

Zu lohnenden Zielen gibt es keine Abkürzungen

 

Allgemein nicht nur auf das Tai Chi bezogen gilt: Es braucht Zeit und Pflege bis sich etwas entwickelt. Tai Chi und Qi Gong folgt den universellen Gesetzmäßigkeiten.
Als Beispiel soll ein Bauer dienen der im Frühjahr sät, im Sommer hegt und pflegt um im Spätsommer und Herbst ernten zu können. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee erst im Spätsommer zu sähen und trotzdem im Herbst eine Ernte zu erwarten.

So ist es am Besten mit Freude und Geduld zu üben, den Weg und den Prozess zu geniesen und in der Rückschau zu sehen, was sich schon alles getan hat.

 

Übungstipps:

1. Die meisten Qi Gong Übungen
Mit den meisten Qi Gong Übungen kann das Prinzip der fließenden Bewegungen geübt werden. Such dir die aus, die dir am besten gefallen.
Meine Empfehlung:
- Das Chi wecken
- Das Mühlrad dreht sich rückwärts (Wasserrad)
- Alle Brokatübungen

2. Tai Chi Form
Selbstverständlich können Tai Chi Spieler das Prinzip während der Form optimal üben. 

3. Softening Exercises (weichmachende Übungen)
Sie sind perfekt für Weichheit, Fluß und für die Entwicklung eines elastischen gut gedehnten Körpers. In einem gut gedehntem Körper fließt die Energie viel leichter und er fühlt sich viel freier und leichter an zudem ist er gesünder und der ganze Mensch fühlt sich wesentlich wohler. In den Softening Exercises stecken auch alle wichtigen Bewegungs-Prizipien des Tai Chi Chuan.