Tai Chi Wegweiser

Knieprobleme vermeiden • Korrekte Beinarbeit

Beim Tai Chi und Qi Gong lernen wir unsere unseren Körper bewußter wahrzunehmen und Bewegungsmuster zu optimieren. Wir lernen unseren Körper möglichst natürlich zu bewegen und weniger gesundheitsförderliche Bewegungsarten zu beenden. Im Laufe der regelmäßigen Übung lernen wir nicht nur uns mechanisch optimiert, sondern auch, uns energetisch zu bewegen.

Körperbereiche denen hier besondere Aufmerksamkeit gelten, sind Schultern, Hüfte und Taille, Füße und Knie. Auf die Knie möchte ich ich in diesem Artikel besonders eingehen.

Wie bewege ich die Knie optimal?
Was sind die häufigsten Fehler bei der Beinarbeit?
Wie können diese vermieden werden?

 

Für Anfänger im Tai Chi und Qi Gong, vor allem bei der Tai Chi Chuan Form, ist es  wichtig nicht zu tief einzusinken. Wer die Tai Chi Form "höher" läuft, schont seine Knie. Der häufigste Fehler zu Beginn des Lernens ist, dass der Schüler das Gewicht statt in die Füße in die Knie leitet. Erst wenn man die dahinter liegende Prinzipien kennt und durch die erfolgreiche Anwendung verstanden hat, kann man das Gewicht mit dem Oberschenkel halten und von dort in die Füße ableiten, ohne das Knie zu belasten.

Man kann den Menschen nichts beibringen.
Man kann ihnen nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.

(Galileo Galilei)

 

Diese Prinzipien sind für Qi Gong Übende genau so wichtig wie für Tai Chi Spieler. Aus diesem Grund gehe ich im Unterricht von Anfang an auf diese wichtigen Prinzipien intensiv ein.

Welches sind die häufigsten Fehler und wie vermeide ich Sie?

1. Das Knie steht nicht in der geraden Linie über dem Fuß
Das Knie muss bei der Beugung immer in die gleiche Richtung zeigen wie die Zehen. Tut es das nicht, so werden die Kreuzbänder stärker strapaziert. Dadurch entstehen zwar nicht sofort Probleme, aber auf Dauer ist das nicht optimal. Um lang- oder mittelfristig Probleme zu vermeiden muss dieses falsche Bewegungsmuster verändert werden.

2. Das Knie ragt über die Zehen hinaus
Wenn das Knie weiter vorne ist als die Zehen, oder auch schon zu weit vorne ist, so wird zuviel Druck auf das Knie ausgeübt. In dieser Haltung wird das Gewicht mehr vom Knie getragen als vom Oberschenkel. Das ist zwar für den Oberschenkel entspannter, er muss dadurch nicht so viel arbeiten, aber das Knie trägt nun die ganze Last und die Wahrscheinlichkeit ein Druckgefühl in Knie wahrzunehmen steigt enorm. Besser ist es das Knie zurück zunehmen und das Gewicht mit der Oberschenkelmuskulatur zu tragen, denn die Muskulatur ist dafür besser geeignet als das Gelenk. Zudem ist die Muskulatur dafür auch vorgesehen und wenn man sie auch nützt, trainiert sich dieser Muskel und sieht schöner aus.

Warum wird das so oft nicht korrekt ausgeübt?
Wird die Bewegung korrekt ausgeübt und der Muskel arbeitet, so hat das viele gesundheitliche Vorteile. Die Vorteile sind nicht nur schönere Beine, sondern vor allem ein besser funktionierender Stoffwechsel, mehr Kraft, mehr Gesundheit, eine besserer Nahrungverwertung, bessere Gesundheit, und vor allem eine höhrere Qi-Produktion. Ist die Oberschenkelmuskulatur durch Bewegungsmangel (zuviel Autofahren - zu wenig gehen, Aufzüge - wir laufen zu wenig Treppen usw. ) nicht optimal trainiert, beschwert sich der Muskel was vielen Menschen sehr schnell unangenehm wird und man ihn entlastet indem man das Gewicht in die Knie absinken lässt. Das hat zwar zur Folge, das der Oberschenkel entlastet wird, aber dadurch wird das Knie überbelastet. Besser ist es nach und nach den Oberschenkel zu trainieren.

Aber beim Tai Chi und Qi Gong soll doch gar keine Muskelkraft angewendet werden?
Wir arbeiten mit der geringst möglichen Muskelkraft.  Wir verwenden nur soviel Kraft wie nötig und verschwenden keine Energie durch verhärtete Muskulatur oder zuviel Spannung. Das ist richtig. Alles im Tai Chi und Qi Gong wird leicht ausgeführt. Und je verbundener der Körper als Einheit funktioniert umso leichter wird es. Beugen wir jedoch stark die Beine müssen die Muskeln mehr arbeiten. Das liegt in der der Natur der Sache. Wichtig ist, dass man es richtig macht, denn wendet man alle Prinzipien korrekt an, wird auch ein tiefer Stand leichter. Nicht nur im Tai Chi, auch im Qi Gong. Es gilt, der Oberkörper ist leicht und die Beine "arbeiten".

Zwei weitere wichtige Prinzipien in diesem Zusammenhang sind: "Folding the Kua" und "Passives Knie".
Im Tai Chi und Qi Gong unterscheiden wir ständig zwischen Yin und Yang, oder auch aktiv und passiv. Das Knie muss stets passiv, also "Yin" sein. Hierzu ist ein tiefes Verständnis von Yin und Yang und dessen Anwendung äußerst hilfreich. Die Entspannung ist immer Yin. Aber da Yin nicht ohne Yang sein kann und umgekehrt, und zudem Yin und Yang in der Bewegung ständig wechseln, ist die Achtsamkeit und das Bewußtsein hinter der Bewegung die eigentliche treibende Kraft.

Man liebt das,
wofür man sich müht,
und man müht sich für das,
was man liebt.

(Erich Fromm)

Übungstipps:

1. Wu-Ji Stand
Hier lernt man sehr gut den ganzen Körper zu spüren - bis in die Füße.

2. Qi Gong - Stehen
Eine der besten Übungen um die inneren Prozesse in Gang zu bringen und Qi zu kultivieren.

3. Softening Exercise mit den Händen auf den Oberschenkeln
Diese Übung habe ich fest in unsere Aufwärmphase aufgenommen damit ein besseres Bewußtsein in den Oberschenkeln entwickelt werden kann. Man muss es fühlen können um es anzuwenden.

Die Übungen in Punkt 1 - 3 helfen besonders bei der Umsetzung und der Entwicklung des Bewußtsein für dieses Thema.

4. Alle Übungen in den die Beine gebeugt werden
Selbstverständlich kann man diese Prinzipien in allen Bewegungen der Form, des Qi Gong und des Qi Gong der Vier Jahreszeiten wiederfinden.

 

Buchtipp:

Hier habe ich keine Buchtipps. Da dieses Thema nicht aus Büchern gelernt werden kann, sondern die individuelle Korrektur durch einen erfahrenden Lehrer braucht.